#read

Genfund aus Leipzig eröffnet neue Sicht auf psychische Erkrankungen

Eine internationale Forschungsgruppe unter der Leitung der Abteilung für Humangenetik der Universitätsmedizin Leipzig hat einen überraschenden Befund geliefert. Eine umfassende Analyse zeigt erstmals, dass eine einzelne Veränderung im Gen GRIN2A eine psychische Erkrankung auslösen kann. Lange Zeit galt die Annahme, dass Störungen wie Schizophrenie, Angst oder Depression nur im Zusammenspiel vieler genetischer Faktoren entstehen. Die jetzt publizierten Ergebnisse korrigieren dieses Bild spürbar und ermöglichen ein neues Verständnis neurobiologischer Mechanismen.
14.11.2025

Das Team um Prof. Dr. Johannes Lemke wertete die Daten von mehr als hundert Menschen mit Varianten im GRIN2A-Gen aus. Die Forschenden stellten fest, dass die Betroffenen häufig früh erkranken und teils ausschließlich psychiatrische Symptome zeigen. Diese klare Zuordnung zu einem einzigen Gen ist außergewöhnlich, da GRIN2A sonst eher durch neurologische Auffälligkeiten wie Epilepsie bekannt ist. Besonders spannend sind erste Hinweise auf therapeutische Chancen. Eine Behandlung mit L-Serin, welches den NMDA-Rezeptor aktiviert und somit den gestörten Signalfluss im Gehirn beeinflusst, führte bei einigen Patientinnen und Patienten zu deutlichen Verbesserungen. Das Team arbeitet seit vielen Jahren an Störungen dieses Rezeptorsystems und hat ein internationales Register aufgebaut, das nun zu einem entscheidenden Durchbruch geführt hat.

Pressemitteilung des "Universitätsklinikum Leipzig" vom 14.11.2025