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Wie Leipzig zu Europas versteckter Biotech-Perle wurde: Der Aufstieg von Deutschlands unwahrscheinlichem Innovationszentrum

Im Herzen Ostdeutschlands hat sich eine stille Revolution angebahnt. Leipzig, das in der Biotech-Landschaft einst im Schatten von Berlin und München stand, hat sich zu einem der dynamischsten Life-Science-Cluster Europas entwickelt. Mit mehr als 220 Unternehmen, 13 Forschungsinstituten und 5.300 Beschäftigten in diesem Sektor hat sich das ehemalige Industriezentrum in ein Biotechnologie-Kraftzentrum verwandelt, das weltweit Beachtung findet. Beim Aufstieg der Leipziger Biotechnologie geht es nicht nur um Infrastruktur und Investitionen, sondern auch um Timing, Visionen und die Pioniere, die ein Ökosystem von Grund auf aufgebaut haben. Im Zentrum dieses Wandels steht c-LEcta (sprich: Selecta), ein Enzymtechnologie-Unternehmen, das seit mehr als zwei Jahrzehnten mit den Biotech-Ambitionen der Stadt wächst.
04.09.2025

Aufbau aus dem Nichts

Als Marc Struhalla Anfang der 2000er Jahre c-LEcta als Spin-off des Instituts für Biochemie der Universität Leipzig mitgründete, war das Biotech-Ökosystem in Sachsen praktisch nicht existent. "Das gesamte Ökosystem rund um die Biowissenschaften und Biotech-Start-ups steckte damals noch in den Kinderschuhen", erinnert sich Struhalla, der nun nach der Übernahme des Unternehmens im Jahr 2022 die enzymbezogenen Biotech-Aktivitäten der Kerry Group leitet. "Wir waren sozusagen die erste Welle von Unternehmen und Initiativen, die ins Leben gerufen wurden."

Der Zeitpunkt war jedoch günstig.

Das Timing erwies sich jedoch als zufällig. Gerade als c-LEcta seine ersten Schritte unternahm, startete der Freistaat Sachsen im Jahr 2000 seine ehrgeizige Biotech-Offensive und stellte 200 Millionen Euro für den Aufbau von Infrastruktur und die Einrichtung neuer Forschungsgruppen bereit. Mit dieser mutigen Investition wurde der Grundstein für eines der erfolgreichsten regionalen Biotech-Cluster Deutschlands gelegt.

"Wir waren genau zur richtigen Zeit da, als das alles begann", erklärt Struhalla. Das neu gegründete BIO CITY-Inkubationszentrum wurde genau dann frei, als das Unternehmen Platz brauchte, und markierte den Beginn einer symbiotischen Beziehung zwischen Leipzigs wachsender Biotech-Infrastruktur und seinen Pionierunternehmen.

Zu den ersten Biotech-Unternehmen in Leipzig zu gehören, brachte einzigartige Vorteile und große Herausforderungen mit sich. Positiv ist, dass c-LEcta die Aufmerksamkeit der Stadtverwaltung, sächsischer Institutionen und der Stadt Leipzig selbst auf sich ziehen konnte.

"Wir konnten viel Aufmerksamkeit erregen, weil zu dieser Zeit nicht so viel los war", bemerkt Struhalla. "Jeder war immer erreichbar, weil wir gerade in der Anfangsphase dabei waren, als sich dieses Ökosystem zu etablieren begann."

Das Fehlen eines etablierten Netzwerks schuf jedoch erhebliche Hürden. Die Finanzierung erwies sich als besonders schwierig, da in der Region nur begrenzte Start- und Risikokapitalmittel zur Verfügung standen. Das Unternehmen hatte auch Schwierigkeiten, qualifizierte Partner und Berater zu finden, und traf manchmal falsche Entscheidungen, die zu Sackgassen und Fehlern führten, die in einem reiferen Ökosystem vermieden worden wären.

"Wir haben uns schon früh mit ein oder zwei Investoren zusammengetan, von denen wir dachten, dass sie die richtigen wären, und dann haben wir erfahren, dass sie eigentlich kein Geld haben", erinnert sich Struhalla. "Mit einem etablierteren Ökosystem hätten wir diese Fehler vermeiden können."

Die Infrastruktur-Revolution

Der Wandel der Leipziger Biotech-Landschaft beschleunigte sich mit strategischen Infrastrukturinvestitionen. Im Jahr 2003 wurde die BIO CITY Leipzig eröffnet, die auf 20.000 Quadratmetern modernste Einrichtungen bietet. Es folgten 2005 die Gründung des Fraunhofer IZI (Institut für Zelltherapie und Immunologie) und des ICCAS (Innovationszentrum für computergestützte Chirurgie) sowie 2013 der BioCube Leipzig.

André Hofmann, Geschäftsführer von leap:up und Mitglied der Geschäftsleitung von biosaxony, betont die Bedeutung dieses koordinierten Vorgehens. "Der BioCity Campus ist ein Biotechnologie- und Biowissenschaftspark und eines unserer Alleinstellungsmerkmale", erklärt er. "Das 50 Hektar große Gelände in der Nähe des Stadtzentrums wird zu einem Campus für Life Sciences und wissensintensive Unternehmen ausgebaut."

Diese Entwicklung der Infrastruktur bestand nicht nur aus Gebäuden, sondern schuf eine kritische Masse, die Talente, Unternehmen und Investitionen anlockte. Heute studieren in Leipzig 3.500 Studenten in lebenswissenschaftlichen Fächern und sorgen für einen stetigen Nachschub an qualifizierten Fachkräften für den wachsenden Sektor.

Leipzigs Erfolg in der Biotechnologie ist nicht zufällig. Er ist das Ergebnis einer sorgfältig orchestrierten Kombination von Faktoren, die das schaffen, was Hofmann die "geheime Soße" nennt. Im Gegensatz zu den gesättigten Clustern in Berlin oder München bietet Leipzig noch Chancen für Neueinsteiger und bietet gleichzeitig umfassende Unterstützungssysteme.

"Vor allem kleine und junge Unternehmen werden aktiv unterstützt: Stadtverwaltung, Technologiezentren, Fördereinrichtungen und Stiftungen arbeiten zusammen", erklärt Hofmann. Die Stadt Leipzig hat die Biowissenschaften zu einem ihrer drei strategischen Schwerpunkte erklärt und gibt der Branche damit starken politischen Rückhalt und langfristige Stabilität.

Einer der wichtigsten Vorteile Leipzigs ist der Raum, eine entscheidende Voraussetzung für Biotech-Unternehmen, die mehr als nur Büros und Computer benötigen. "In den Biowissenschaften, in der Biotechnologie, ist das ein großer Vorteil, denn man kann nicht einfach mit einem Büro und einem Computer anfangen. Normalerweise braucht man Labore", betont Struhalla. In den nächsten zwei Jahren werden mehr als 50.000 Quadratmeter neue Labor- und Büroflächen zur Verfügung stehen, so dass die Infrastruktur nicht zu einem Engpass für das Wachstum wird.

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Auch die Lebensqualität der Stadt spielt eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung von Talenten. "Leipzig ist wirklich eine der attraktivsten Städte nicht nur in Deutschland, sondern in Europa", so Struhalla. "Der Life-Science-Cluster befindet sich mitten in der Stadt, was einfach fantastisch ist. Man braucht nur fünf Minuten mit dem Fahrrad zu fahren, und schon ist man mitten in der Stadt."

Globale Anerkennung und zukünftige Ambitionen

Leipzigs Biotech-Anerkennung wurde international bestätigt, als die BIO-Europe, eine der renommiertesten Konferenzen der Branche, die Stadt als Veranstaltungsort für 2022 wählte. "Der jüngste Meilenstein war zweifellos die Wahl Leipzigs als Austragungsort der BIO-Europe, die weltweit große Aufmerksamkeit erregte", so Hofmann.

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Diese Anerkennung zeigt die Reifung des Leipziger Biotech-Ökosystems. Im Jahr 2021 wurde SaxoCell vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als eines von sieben Zukunftsclustern ausgewählt, was die Position der Region als nationaler Innovationsführer im Bereich der Biowissenschaften weiter festigt.

Das Ökosystem entwickelt sich weiter und expandiert. MEDICAL FORGE Leipzig, ein 2022 gestartetes zwölfmonatiges Accelerator-Programm für Medizintechnikunternehmen, hat bereits 30 Unternehmen unterstützt, darunter 18 aus dem Ausland. Mehrere Teilnehmer haben sich dauerhaft in der Region niedergelassen, wodurch der lokale Cluster gestärkt und zusätzliche Investitionen angezogen wurden.

Der Weg von c-LEcta spiegelt den allgemeinen Wandel in Leipzig wider. Das Unternehmen hat sich an drei Standorten auf dem alten Messegelände angesiedelt und dabei jedes Mal seine Kapazitäten und Mitarbeiterzahl erweitert. Heute beschäftigt c-LEcta (was für die Auswahl der richtigen Enzyme aus großen Sammlungen steht) etwas mehr als 130 Mitarbeiter, von denen sich 80 auf Innovationen konzentrieren, und hat sich zum globalen Biotech-Innovationszentrum der Kerry-Gruppe entwickelt.

"Wir ziehen bald in unseren dritten Standort hier auf der Alten Messe. Angefangen haben wir in der BIO CITY, dann sind wir in ein neu gebautes Gebäude namens BioCube umgezogen, und jetzt werden wir sehr bald in unsere neue Zentrale einziehen", erklärt Struhalla. Die neuen Räumlichkeiten bieten Platz für mehr als 250 Mitarbeiter und stellen das Unternehmen auf weiteres Wachstum ein.

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Da Leipzigs Biotech-Ökosystem reift, verlagert sich der Schwerpunkt vom Aufbau der Infrastruktur auf die Förderung eines nachhaltigen Wachstums. Besonderes Potenzial sieht die Region in den Bereichen Medizintechnik, Diagnostik, Zell- und Gentherapie sowie Phagentherapie, in denen Leipzig bereits Expertise aufgebaut hat.

Die Entwicklung des Ökosystems von einer staatlich geförderten Initiative zu einem sich selbst tragenden Cluster ist ein großer Erfolg. "Viele Unterstützungsleistungen sind inzwischen unabhängig von staatlicher Förderung tragfähig", stellt Hofmann fest und verweist auf die wachsende Reife und Belastbarkeit des Clusters.

Für Biotech-Unternehmer, die Leipzig heute in Betracht ziehen, ist der Kontrast zu den frühen 2000er Jahren groß. "Ich würde jedem empfehlen, sich an diese Institutionen zu wenden und um Hilfe zu bitten", sagt Struhalla. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie die richtige Unterstützung finden werden."

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Leipzigs Wandel von einem unwahrscheinlichen Biotech-Standort zu einem anerkannten Innovationszentrum demonstriert die Kraft einer strategischen Vision, nachhaltiger Investitionen und des Aufbaus eines gemeinschaftlichen Ökosystems. Während die Stadt ihre Fähigkeiten weiter ausbaut und weltweit Aufmerksamkeit erregt, steht sie als Modell dafür, wie Regionen erfolgreich wettbewerbsfähige Life-Science-Cluster von Grund auf aufbauen können.

Die Geschichte von Leipzigs biotechnologischem Aufstieg ist noch nicht zu Ende geschrieben, aber eines ist klar: Diese ehemalige ostdeutsche Stadt hat sich als ernstzunehmender Akteur in Europas Life-Science-Landschaft etabliert, und ihre Ambitionen reichen weit über den regionalen Erfolg hinaus.

Aktuelles vom 09.04.2025 aus "Silicon Canals"

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